Wie Thailand reiche Ausländer anlocken will (Newsletter #7)
Angesichts der Krise im Tourismusgeschäft buhlt Thailand um wohlhabende Einwanderer. Wer es richtig anstellt, muss gar keine Steuern zahlen.
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vergangene Woche fiel der Newsletter urlaubsbedingt aus – diese Woche melde ich mich aber wieder zurück mit Artikeln über vermögende Ausländer in Thailand und fleischloses Glück in Singapur. Wenn Sie den Newsletter noch nicht abonniert haben, können Sie das hier nachholen:
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So können wohlhabende Ausländer in Thailand Steuern sparen
Steuern sparen unter Palmen
Die Vorzugsbehandlung, die Ole Matthiesen in seiner Wahlheimat Thailand genießt, beginnt bereits, wenn er aus dem Flugzeug aussteigt. Am Gate wird er mit einem Wagen abgeholt und zu einem VIP-Schalter bei der Passkontrolle chauffiert. Anschließend wartet er in einer Lounge bis Flughafenmitarbeiter sein Gepäck vom Band geholt haben. Eine Limousine bringt den Unternehmer dann zu seiner Bangkoker Wohnung. Die Annehmlichkeiten sind Teil eines Service-Pakets, das Thailand wohlhabenden Ausländern bietet, die sich mit einem speziellen Visum in dem südostasiatischen Land niederlassen. Für Matthiesen hat das Programm aber noch einen weiteren, deutlich lukrativeren Vorteil: fast vollständige Steuerfreiheit.
Tropische Traumstrände und vergleichsweise niedrige Lebenshaltungskosten machen Thailand schon seit langem zum beliebten Ziel für Auswanderer. Weniger bekannt ist dabei, dass das Urlaubsland auch ein Steuerparadies sein kann, von dem vor allem Menschen mit signifikanten Kapitalanlagen profitieren können. Angesichts des Mangels an Touristen als Folge der Coronakrise wollen die Behörden des Landes nun noch stärker um vermögende Einwanderer werben – und planen neue Vergünstigungen für besonders Reiche.
Ole Matthiesen, der vor seinem Umzug nach Thailand in Hamburg gelebt hat, ist schon seit mehreren Jahren Teil des sogenannten Thailand-Elite-Programms. Den freundlichen Empfang am Flughafen konnte er wegen Corona-Reisebeschränkungen zwar schon seit mehreren Monaten nicht mehr nutzen – dafür aber den Kern der Initiative: eine fünfjährige Aufenthaltsgenehmigung. Diese ermöglichte es ihm, seinen steuerlichen Wohnsitz von Deutschland nach Thailand zu verlegen – und von den Vorteilen des lokalen Steuerrechts Gebrauch zu machen.
Bezahlen musste Matthiesen für das Fünfjahresvisum eine einmalige Gebühr von umgerechnet rund 13.500 Euro. "Für eine quasi komplett steuerfreie Existenz, ist das verdammt preiswert", sagt der 46-Jährige, der mit den Thailand-Elite-Betreibern inzwischen auch als selbstständiger Vertriebspartner zusammenarbeitet.
Matthiesen profitiert dabei davon, dass Thailand im Ausland erwirtschaftete Einnahmen wie Kapitalerträge und Mieteinkünfte nur in begrenztem Umfang oder unter bestimmten Umständen gar nicht besteuert. Die Regelung macht Thailand zu einer Steueroase, die oftmals nicht als solche auffällt: Viele Menschen würden Thailand vor allem als Urlaubsland kennen, sagt der deutsche Steuerberater Martin Liebenow, der in Bangkok deutsche Klienten bei dem Prüfungs- und Beratungsunternehmen Mazars betreut. "Die meisten wissen aber nicht, dass das Leben in Thailand auch mit vielen Steuervorteilen verbunden ist."
Wer wissen will, wie das Steuersparkonzept genau funktioniert und welche neue Vergüngstigungen besonders reiche Ausländer erhalten sollen, erfährt mehr in meinem Handelsblatt-Artikel. Wenn Sie mehr zu diesem Thema wissen wollen, können Sie mir auch eine kurze E-Mail schreiben: peer@weltreporter.net
Unternehmer der Woche: Wie ein deutscher Gründer Asiens Größstädter vom Fleischkonsum abbringen will
Next-Gen-Foods-Gründer Timo Recker, Foto: PR
Timo Recker schließt vor seinem Gesicht Daumen und Zeigefinger zu einer ovalen Form zusammen. So groß sollen seine Hähnchenimitate aus Soja in etwa werden, erklärt der Unternehmer aus Niedersachsen, der mit seinem Produkt die Menschen in Asiens Großstädten zu weniger Fleischkonsum ermutigen will. Aussehen und schmecken werde sein pflanzlicher Fleischersatz wie ein saftiger Schenkel, verspricht Recker. "Nur eben ohne Haut und Knochen", fügt er hinzu.
Mit Lebensmitteln, die wie Fleisch aussehen, aber keines sind, kennt sich der 34-jährige Gründer gut aus: Sieben Jahre lang baute er in Deutschland die Veganfirma Like Meat auf, die Produkte wie Dönerfleisch aus Soja oder Bratwürste aus Erbsen in 15.000 europäische Supermärkte brachte. Anfang des Jahres verkaufte er die Firma an Foods United, das zum Schweizer Lebensmittelinvestor Blue Horizon gehört. Mit einem Teil der Erlöse will er nun Erfolg im Fleischersatzgeschäft wiederholen – dieses Mal im fernen Osten.
Sein neues Lebensmittel-Start-up mit dem Namen Next Gen Foods hat Recker am vergangenen Donnerstag in Singapur offiziell vorgestellt. Er hat den südostasiatischen Stadtstaat als neuen Unternehmensstandort und ersten Testmarkt für sein neues Produkt ausgewählt. "Hier haben wir ganz viele ethnische Gruppen und Geschmäcker, wo wir unser Produkt sehr gut ausprobieren können", sagt Recker über die Metropole, die große Bevölkerungsgruppen mit chinesischer, malaiischer und indischer Abstammung vereint.
Für das kommende Jahr hat der Gründer, der den Start des Unternehmens mit zwei Millionen Euro aus der eigenen Tasche finanziert, bereits Expansionspläne: Er will seinen Hähnchenersatz dann in vier weiteren asiatischen Großstädten vertreiben – unter anderem in Hongkong. Er schwärmt von einem gigantischen Geschäftspotenzial: "Die Nachfrage nach pflanzenbasierten Produkten ist in den vergangenen Jahren explodiert", sagt er.
Mehr zu Timo Recker und Details zu seinem Geschäftsmodell erfahren Sie unter diesem Link.
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Was diese Woche wichtig wird
INDIEN: Der indische Außenminister S. Jaishankar trifft am Dienstag in Tokio auf US-Außenminister Mike Pompeo und ihre Amtskollegen aus Japan und Australien. Es ist das zweite Außenministertreffen der sogenannten Quad-Gruppe, die aus den vier Länder besteht. Auf der Agenda stehen unter anderem die Lage im von China beanspruchten Südchinesischen Meer und die Konflikte der vier Staaten mit der Regierung in Peking.
INDONESIEN: Gewerkschaften haben für Dienstag bis Donnerstag zu einem landesweiten Streik aufgerufen. Fünf Millionen Gewerkschaftsmitglieder sollen dann ihre Arbeit niederlegen. Sie wollen damit gegen eine von Präsident Joko Widodo geplante Änderung des Arbeitsrechts protestieren. Die Gewerkschaften werfen der Regierung vor, primär die Interessen der Arbeitgeber im Blick zu haben. Widodos Regierung verspricht, mit den Reformen Investitionen anzulocken und Jobs zu schaffen.
THAILAND: Eigentlich sollten diese Woche die ersten Touristen seit dem Beginn der Corona-Grenzschließungen im Frühjahr wieder ins Land kommen. Doch nach Angaben der Behörden kommt es bei der bürokratischen Feinabstimmung zu Verzögerungen. Am Ziel, dass noch diesen Monat 1200 Langzeiturlauber ins Land kommen, will man aber festhalten. Was die Regierung sonst noch tun kann, um die angeschlagene Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, ist am Mittwoch Thema beim Treffen der “Special Economic Task Force”.
Das Video der Woche:
Deutschlands Botschafter in Thailand Georg Schmidt
Normalerweise feiert die Deutsche Botschaft in Bangkok den Tag der Deutschen Einheit jedes Jahr mit einem Empfang im Festsaal des noblen Hotels Mandarin Oriental. In diesem Jahr fiel die Party corona-bedingt aus. Botschafter Georg Schmidt setzt Deutschland stattdessen in einem Youtube-Video in Szene: Er fährt mit seinem Elektroscooter durch die Stadt und zeigt, wie viel Deutschland auch in Bangkok steckt. Coole Idee, Herr Botschafter!
Viele Grüße aus Bangkok
Mathias Peer
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